16.06.2010

42

Der WM-Auftakt in großen, großartigen Bildern:

The Big Picture: Opening weekend – 2010 World Cup

(Und Hamburg mittendrin.)

11.06.2010

Afrika oder England? Hauptsache Asien

Wie man die Rätselecke gekonnt in den Sportteil integriert, zeigte gestern übrigens die FAZ. Dort standen die Leser vor der durchaus nicht leicht zu lösenden Aufgabe, warum der Kopf der Seite über »Gastgeber und Favorit in Gruppe A« so aussah:

Flaggen: Irak und Frankreich

Nicht nur ist das Fähnlein links weder die alte, noch die neue Flagge Südafrikas, es ist auch nicht die Flagge eines der anderen teilnehmenden afrikanischen Länder; es ist überhaupt keine afrikanische Flagge, nicht einmal eine Flagge, die sonst irgendetwas mit der Weltmeisterschaft zu tun hätte. Sondern die des Irak. Warum, fragt man sich, aber nicht lange, denn gleich auf der nächsten Seite geht es weiter. »Die Favoriten Gruppe B, C & E« werden flaggenmäßig so vorgestellt:

Flaggen: Argentinien, Großbritannien und Niederlande

Nun hängt der Union Jack ja schon irgendwie mit England zusammen, und immerhin steckt die englische Flagge mit drin. Doch wenn auch alle Engländer Briten sind, so sind längst nicht alle Briten auch Engländer. Fragen Sie mal in Schottland nach. Oder in Nord-Irland. Oder in Wales.

Fragen Sie doch, wo Sie wollen. Nur vielleicht nicht in Frankfurt.

10.06.2010

Vier

Die Klicktips zum WM-Auftakt


»Wir waren Helden«
Eine ziemlich großartige Reportage über die Weltmeister von 1990. Was wurde aus ihnen, und warum so wenig? »Seit zwanzig Jahren bringt Brehme dieses 1:0 über die Zeit. Da sitzt ein Mann, der nicht durchtrieben ist, nicht zynisch. Doch die Wand von Übertreibungen und Illusionen, hinter der Andreas Brehme sich verbirgt, lässt alles und jeden abprallen.«
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»Ke nako«
Ke nako?
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Liebe und Mißtrauen
Schönes Bild aus dem Gastgeberland, vor allem wegen des bezeichnenden aufgemalten Spruches hinten an der Wand. »Love them all but trust no one.« Eigentlich kein erstrebenswertes Motto und trotzdem irgendwie schön. Ein immerhin richtiger Ansatz dort, wo das Leben noch falsch ist.
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»Generalverdacht der Antideutschen«
Sind wir ein Volk von Faschisten? Rollen die beflaggten Autos bald im Rest Europas ein? Kann sein, daß nicht, sagt Aram Linzel in der taz.
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06.06.2010

Wenn's hilft

Wer das Tor im Finale macht, kann mich von hinten nehmen. Ich weiß schon, daß das weh tut und die Leute sagen, der ist verrückt. Mir doch egal, Hauptsache wir werden Weltmeister.

(Argentiniens Sportdirektor Dr. Carlos Bilardo)

05.06.2010

Rudelgucken

Gefällt mir! Das möchte ich ...

Hahaha. Ich möchte ja wirklich mal wissen, was sich ein Engländer oder Amerikaner denkt, wenn hier jetzt alle wieder zum »Public Viewing« gehen. Hast Du gewußt, daß im Englischen eigentlich nur öffentliche Totenschauen damit gemeint sind? Und hier denken alle, sie sprächen so weltgewandt, dabei ist das doch total bizarr!

So ungefähr klingt es, wenn die nun auch im Nachbarbüro (und anderswo) angekommene These vertreten wird, englische Muttersprachler würden aus dem genannten Grund entweder zusammenzucken oder sich schlapplachen, wenn irgendwo in der nicht-englischsprachigen Welt Menschen zum »Public Viewing« beliebter Ereignisse sich versammeln. Das Wort »Pseudoanglizismus« fällt.

Eigentlich wurde dazu vor ziemlich genau zwei Jahren im Bremer Sprachblog* schon alles gesagt:

Interessant an dieser Meldung ist aber die Behauptung, der Begriff Public Viewing sei ein "Scheinanglizismus" mit dem englische Muttersprachler "die öffentliche Aufbahrung von Toten" bezeichneten. Diese Interpretation des Begriffs ist mir zwar vertraut, aber es ist nicht unbedingt die erste, und mit Sicherheit nicht die einzige Bedeutung, die mir in den Sinn kommt. Viel häufiger ist im englischen Sprachraum die Bedeutung "Akteneinsicht durch die Öffentlichkeit", aber auch jede andere Art von Ereignis, bei der es öffentlich etwas zu sehen gibt, kann im Englischen mit public viewing bezeichnet werden – etwa öffentliche Theater- und Filmvorführungen, Vorführungen in Sternwarten, Kunstausstellungen, und natürlich auch die Übertragung von Fußballspielen auf Großbildleinwänden.

Nun ist das Ärgerliche ja nicht, daß jemand Dinge behauptet, obwohl es schon vor zwei Jahren im Bremer Sprachblog ganz anders stand. Nicht jeder liest das Bremer Sprachblog; viele wissen nicht einmal, was Blogs sind. Manche kennen noch nicht einmal Bremen. Außerdem ist natürlich das Zitierte zunächst auch nur eine Behauptung, und man muß selbst Sprachwissenschaftlern, die über Sprache reden, nicht automatisch alles glauben.

Nein, ärgerlich daran ist, daß man kuriose Thesen verbreitet, obwohl es so himmelschreiend leicht ist, sich binnen weniger Sekunden selbst und ganz allein vom Gegenteil zu überzeugen. Man muß noch nicht einmal richtig googeln. Es genügt schon, den Begriff in die Suchmaske einzugeben, um sich anhand der erscheinenden Suchvorschläge zumindest einen ersten Überblick über populäre Verwendungen zu verschaffen.

Zum Beispiel bei der britischen Google-Variante:

Suchvorschläge für »public viewing«

Ein einziger dieser Vorschläge, der letzte, hat unmittelbar etwas mit der Bedeutung »öffentliche Aufbahrung eines Toten« zu tun: Der Musiker Teddy Pendergrass starb Anfang dieses Jahres, und da sechs Platin-Alben in der Regel weder zur Anonymität noch zur Unbeliebtheit beitragen, gab es sicher viele Menschen, die beim public viewing noch einmal einen letzten Blick auf den Mann werfen wollten. Das schlägt sich auch in den Suchanfragen nieder, sei es, daß man vor Ort dabeisein möchte, sei es, daß man nach Fotos von dem Ereignis sucht.

Genauso hat das Erscheinen der darüber genannten Vorschläge seine Gründe. Viele gute Gründe. Der Grund allerdings, als nativ Englischsprachiger kenne man public viewing ausschließlich als öffentliche Leichenschau, dürfte wohl nicht darunter sein. Wenn man davon ausgeht, daß Google für diese Vorschläge die Häufigkeit bisheriger Suchanfragen und die Anzahl der jeweils zu erwartenden Ergebnisse zugrundelegt, scheint die Verwendung des Begriffs für leichnamfreie Situationen auch im englischen Sprachraum alles andere als unüblich zu sein. Ein ähnliches Bild liefert das amerikanische Google:

Suchvorschläge für »public viewing«

Erste Indizien sind natürlich nur erste Indizien, und das muß ja alles nichts heißen. Allerdings ist es keineswegs eine Vermessenheit, zu behaupten, daß auch durch tatsächliches Absenden der Suchanfrage die zuvor erwähnten wenigen Sekunden nicht überschritten werden, die ausreichen, den Sachverhalt doch einmal zu prüfen. Man erfährt Erstaunliches. Von überall auf der Welt:

»Spectators cheer during the public viewing of the performance of German singer Lena Meyer-Landrut at the Eurovision Song Contests in Hanover, northern Germany on May 29, 2010.«
(Kanada)

*

»That will continue over the next 12 weeks with public viewing of the designs available on Wednesday, 30 June at the new Marine Skills Centre at the Nautical College, and Buchanan Galleries shopping centre on Thursday, 1 July with opportunities for the public to give feedback and comment on the plans before they are submitted.«
(Schottland)

*

»The public viewing of the house is a part of the exhibition, Hendrix in Britain, which showcases handwritten lyrics, clothing, and other Hendrix paraphernalia.«
(USA)

*

»To ensure that people from KwaZulu-Natal are able to enjoy the World Cup, the provincial government has spent at least R80 million on public viewing areas (PVAs).«
(Südafrika)

*

»Just to let everyone know, public viewing nights are held every first Friday of the month. Clear or cloudy nights the public viewing night goes ahead.«
(Australien)

*

»A major piece of Canadian history is available for public viewing in Thunder Bay starting today.«
(Kanada)

*

»First public viewing of Halo 3: ODST«
(England)

*


Auch das muß man natürlich alles nicht glauben. Auch weiterhin kann man sich an seinem Sprachfundstück erfreuen und auf die blöden Anderen deuten.

Das entscheidet jeder selbst.


*) Inzwischen unter neuer Adresse: das Sprachlog


Nachtrag 8. Juni: Für »11 Freunde« noch mal ein bißchen umgemodelt.

Nachtrag 14. Juni: Der oben zitierte Anatol Stefanowitsch greift das Thema auch noch (zwei-)mal auf.

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