06.03.2012

Steil gehen


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Was ein schmales Panorama alles nicht ist:

  • ganz was Neues
  • breit
  • eine Contradictio in adjecto
  • perfekt geeignet zur Großansichts­betrachtung auf Monitoren
  • potthäßlich

⇦ Beweis

 

Eine größere Ansicht gibt es – nichtsdestotrotz – hier!

 

 

22.02.2012

Automatic for the People

Algorithmen schreiben automatisch Texte darüber, was andere Algorithmen bewirken. Jetzt fehlen eigentlich nur noch Algorithmen, die das alles lesen, dann haben wir wieder Zeit für die schönen Dinge.

30.10.2011

Hörbefehl

Sie können mit ökonomischen Argumenten über Griechenland heute so reden, wie man in Deutschland seit 40 oder 50 Jahren nie über ein anderes Land mehr geredet hat. Plötzlich geht das. Und viele hängen sich da ran. Ein Land, in dem wir ja gehaust haben bekanntlich wie sonstwas – plötzlich kann man sagen, sind faul, äh, unfähig und so weiter. Das war eigentlich tabuisiert. Und diese Tatsache, daß man über Ökonomie – wenn jetzt auch noch Inflation kommt – plötzlich Dinge sagen kann; jetzt denken Sie an die Europadebatte, Nationalstaatsdebatte, wir wollen wieder ... – Henkel ist ja nichts anderes als im Grunde die Rückkehr, er sagt zwar Nord-Euro, aber das ist ein natio- ... kann man auch als nationalistisches Argument sehen. Und über diese ökonomische Schiene, glaube ich – da muß man auch sehr aufmerksam sein – werden Dinge, die eigentlich für undenkbar schienen, womöglich zurückkommen. Das heißt, es wird keine Partei sein, so etwas, die daher kommt und sagt »Ausländer raus« und so, das wird's gar nicht sein.

[Sarrazin] ist ja auch ökonomisch, das isses ja, biologistisch und ökonomisch, das ist ja etwas, was immer übersehen wird, daß das eine ... darum ist es ja auch so bedenklich. Darum haben wir's ja auch so attackiert. Der nimmt zwei ganz neutr-, anscheinend neutrale Strukturen. Das eine ist der Biologismus, und das andere ist ja die Ökonomie, dieses ganze Gerede von »die sind nur Gemüsehändler« und so weiter und so fort. Und das beides könnte sich ... das wirkt ja dann so rational. [...] Es hat dann plötzlich einen total objektiven Anschein. Und diese neue Form des Positivismus ist deshalb so gefährlich, weil, wie wir ja vorhin besprochen haben, die anderen Gewißheiten ja ruiniert sind. Niemand glaubt mehr einem Banker, wenn der jetzt sagt »Wenn ich die und die Zinsen ... und das Derivat und diese ...«. Das heißt, hier ist auch ein Bedarf da, und darum empfehle ich nur jedem, genau aufzupassen, wie sich so ein neues vulgärwissenschaftliches Weltbild womöglich auch parteipolitisch manifestiert. Der Henkel ist dafür schon ein grandioses Beispiel. Und Sarazzin ist von der anderen Seite das andere Beispiel.


Endlich in Ruhe angehört – dringende Nachahmung empfohlen:

»Alternativlos 20«

... mit Gesprächsgast Frank Schirrmacher über den politischen Diskurs, und wie er sich verändert hat und sich heute verändert. Über Herbert Wehner und Franz Josef Strauß und Rhetorik und Darstellung und Begriffe und das Digitale in der Demokratie und das Demokratische im Digitalen und Guttenberg und sogenannten Klartext und und und. Und Sabine Christiansen.

Wenn man Frank Schirrmacher so in Gesprächen hört oder sieht, fragt man sich, warum der in manchen Kommentarspalten immer so abgetan wird. Ach, der Schirrmacher schon wieder.

Der Mann ist schon sehr gut informiert, worüber er spricht, außerdem hört er zu und geht auf Gesagtes ein. Das wirkt alles nicht so vorgestanzt und wie tausendmal erzählte Phrasen, sondern sehr aufmerksam und engagiert. Da fängt im Eifer ... oft fangen Sätze zwei- oder dreimal an und schaffen es nicht immer bis zum – weil auch lauter spontane Einschübe drin sind, wo man sozusagen beim Denken zuhören kann – äh, bis zum Ende, weil schon der nächste Gedanke ... Und das, ohne wirr zu sein.

Anhören!

24.08.2011

Lichtspielhaus


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17.08.2011

Tote Pferde mit sehr langen Bärten, die sich in Gruppen hartgekochte Eier pellen, während sie auf die Bahn warten, mit der sie zu IKEA (überfüllt) fahren wollen, um sich bedruckte T-Shirts zu kaufen

Worüber die Deutschen lachen, wurde der Autor Tommy Jaud vom SZ Magazin gefragt, als Gagschreiber für Harald Schmidt oder Anke Engelke wisse er das ja.

Ich bin weit davon entfernt, den Humor der Deutschen zu definieren, aber Witze über die Deutsche Bahn, über volle Einkaufszentren an Weihnachten oder – wie in Hummeldumm – über Gruppenreisen, die funktionieren anscheinend gut. Das kennen viele aus eigener Erfahrung, damit können sie sich identifizieren.

Wenn man wieder aufgewacht ist, sind an dieser Antwort gleich drei Dinge zum Kotzen.

Erstens, daß ein – positiver! – Zusammenhang hergestellt wird zwischen so unfaßbar gründlich ausgelutschten Themen wie der Deutschen Bahn, überfüllten Einkaufszentren zur Weihnachtszeit oder Gruppenreisenden und dem Thema Humor. Wie wär's mit dem Thema Hypnotika? Ja, wie unpünktlich. Da verhungern ja die Selbstmörder, die, gähn, sich auf die Schienen legen. Und die da, puhlen die hartgekochte Eier aus? Und Achtung: Senk ju vor träwelling wiss Deutsche Bahn to jur Einkaufszentrum. Supergähn. Wie tot kann man Pferde eigentlich reiten?

Zweitens: daß er das sagt. Möglicherweise könnte man es ja sogar clever finden, wenn er irgendeinen gewitzten Blödsinn antwortet, aber trotzdem weiterhin ungerührt mit langweiligsten Plattheiten absahnt. Weil es halt geht. Aber offenbar gar nicht zu merken wie langweilig und platt sogenannte Witze über die Deutsche Bahn, über volle Einkaufszentren an Weihnachten oder – wie in Hummeldumm – über Gruppenreisen sind, wirkt so richtig clever nicht.

Drittens und vor allem ist zum Kotzen, daß es stimmt; daß sowas tatsächlich und immer noch funktioniert. Daß Witze über volle Einkaufszentren an Weihnachten auch nach 800-jährigem Dauervortrag noch als Witz durchgehen. Daß man immer noch Leute zum Lachen bringt, indem man behauptet, es wäre unmöglich, IKEA-Möbel aufzubauen. Daß die unterirdischsten Spruch-T-Shirts nicht nur gekauft, sondern auch noch getragen werden. Die Nachfrage eben. Die wird ja bei aller berechtigten Kritik an diversen Angeboten häufig mal vergessen. Wenn man sich die Bestsellerlisten so ansieht, oder die auflagen- bzw. klick- bzw. quotenstärksten Medien, dann kommt einem eine Idee wirklich witzig vor: die der Philanthropie.

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