Zunächst dachte ich, dass ich die portugiesische Band Adorno ob ihres Namens eigentlich schon mal beschissen finden sollte – sich nach Philosophen benennen (und dann noch nach Teddy), ist kokettierend subversiv und in etwa so albern wie auf 'ner Schaumparty Marx' »Kapital« vorzulesen, oder auf 'ner Marx-Diskussion Partyschaum ins Publikum zu sprühen. Dann wurde mir von einer weisen Dame gesteckt, dass Adorno auch ein portugiesisches Wort ist und soviel wie »Dekoration« bedeutet. Top-Name! Und Top-Anfang auf dieser Split-Single, Adorno steppen jedenfalls ganz schön derwischartig in die Arena. Dann wird's richtig düster. Dann recht wild. Dann recht austauschbar. Dann wartet man aufs Ende der Seite. [...]
Sehr schön. Ein Herr Bockus rezensiert Bands, die nur er kennt, in einer Weise, die nur er kann:
Running Like Thieves
Sage mir, was Du hörst, und ich sage Dir weiß, wer Du bist.
Unsicherheit herrscht. Wem kann man vertrauen? Ist der neue Kollege ein akzeptabler Mensch? Ist die neue Freundin der Schwester so nett wie sie wirkt?
Ein Blick ins CD-Regal bringt raschen und oft überraschend zuverlässigen Aufschluß. Nachteil: Nur wenige führen ihr Regal immer bei sich. Man muß sich mit gezielten Fragen behelfen. Mit einigen der folgenden vielleicht. Auch kann man unter Heuchelung von Ironie – natürlich meint man es todernst – den Fragebogen näheren Menschen vorlegen, die man eigentlich für vertrauenswürdig hält, bei denen man aber in diesem wichtigen Bereich Klarheit benötigt.
(Da man in noch Unbekanntes vordringt, müssen die Fragen naturgemäß um mehr oder minder Bekanntes kreisen. Das macht nichts. Auch im sogenannten »Mainstream« treiben Perlen und Schund oft dicht nebeneinander her. Wird der oder die Befragte souverän das eine vom anderen scheiden? – Die Frage nach der Bewertung des Mainstreams erlaubt als solche im übrigen schon erste Rückschlüsse auf den Leumund der Menschen. Nur Idioten fahren immer neben der Hauptstraße.)
Hier ist: der ultimative Charaktertest. Doch aufgemerkt: Wer ihn ernst nimmt, ist schon durchgefallen. Wer ihn nicht ernst nimmt, auch.
Zutreffendes bitte ankreuzen. (Wenn nicht anders angegeben, nur eine Auswahl möglich.)
Gute Bands gibt es überall. Aber alles in allem ist ...
[ ] Brit-Rock doch wesentlich geiler.
[ ] US-Rock eindeutig besser.
Wie peinlich ist es, zu »Midlife Crisis« von Faith No More mit einem Besen als Gitarrenersatz durchs Wohnzimmer zu springen?
[ ] Null!
[ ] Ziemlich!
[ ] Dieses Opus wie auch die genannte Kapelle sind mir leider unbekannt.
Heather Nova ist ...
[ ] nur eine weitere Sängerin.
[ ] ein Engel.
[ ] mir egal.
Die beste Version von »All Along The Watchtower« ist ja wohl klar von ...
[ ] Bob Dylan selbst.
[ ] Dave Matthews.
[ ] Jimi Hendrix.
[ ] ......................
Hansi Hinterseer finde ich ...
[ ] super-sympathisch!
[ ] eher ekelhaft.
[ ] musikmäßig supi, aber er könnte mal zum Friseur gehen.
[ ] frisurenmäßig stark, aber könnte bessere Musik machen. Oder lieber gar keine.
Beatles:
[ ] unterschätzt.
[ ] überschätzt.
[ ] unmöglich zu überschätzen.
ABBA:
[ ] unterschätzt.
[ ] überschätzt.
[ ] richtig eingeschätzt.
Bekannt und für gut befunden (I):
(Mehrfachauswahl möglich)
[ ] Arctic Monkeys
[ ] Crystal Method
[ ] Aimee Mann
[ ] Jennifer Rush
[ ] The KLF
[ ] The Ukulele Orchestra of Great Britain
Die 80er Jahre ...
[ ] waren komplett für den Arsch.
[ ] haben im Rückblick doch
erstaunlich viel Brauchbares hervorgebracht. Man muß sich halt die Klamotten wegdenken.
Einen wirklich guten Song erkennt man daran, daß er ganz reduziert (Gitarre/Klavier + Gesang) auch funktioniert.
[ ] Stimmt.
[ ] Stimmt nicht.
[ ] Schwierig.
Es gibt sogar gute Schlager.
[ ] Häh?!
[ ] Klar.
Coverversionen:
[ ] sind eigentlich immer schlechter, siehe z.B. »Where The Streets Have No Name« (U2 vs. Pet Shop Boys).
[ ] können einen Song definitiv auch nach vorne bringen, z.B. »Where The Streets Have No Name« (Pet Shop Boys vs. U2).
Gelegentlich Hip-Hop zu hören ...
[ ] ist absolut akzeptabel.
[ ] geht gar nicht.
Wer gehört nicht in diese Reihe?
[ ] Wir sind Helden
[ ] Die Ärzte
[ ] Element Of Crime
[ ] Die Toten Hosen
[ ] Karat
[ ] H-Blockx
Bekannt und für gut befunden (II):
(Mehrfachauswahl möglich)
[ ] »Remedy«
[ ] »Man Of Constant Sorrow«
[ ] »I Alone«
[ ] »Last Kiss«
[ ] »Plush«
[ ] »Acquiesce«
Brahms, Haydn, Chopin?
[ ] Einige der ganz Großen.
[ ] Das Mittelalter ist vorbei, Opa!
Musikalisch sehr inspirierendes Kino gibt's bei:
[ ] den Coen-Brüdern.
[ ] Quentin Tarantino.
[ ] (Da Mehrfachauswahl hier offenbar nicht erwünscht ist, mache ich hier mein Kreuz und meine damit: bei beiden. Oder muß es hier heißen: bei allen dreien?)
Hey hey, my my ...
[ ] Rock'n'Roll can never die.
[ ] Rock'n'Roll can never survive.
[ ] dideldum, dideldei.
Ein Lösungsbogen erübrigt sich. Wem Recht und Unrecht nicht auf Anhieb ersichtlich ist ...
Beispiel: Wer gehört nicht in diese Reihe?
Kreuz gesetzt bei »Die Toten Hosen« (unter den vorgestellten die einzige Scheißband): Vertrauensverhältnis und/oder emotionale Bindung ist möglich.
Alle anderen Antworten: aus dem Leben verbannen.
... der verfährt in der Auswertung einfach strikt willkürlich. Fertig!
»Please enjoy what you get, even if you hate it.«
(Regel Nummer drei des »Ogori-Cafés«, wo man erst bestellt – und
dann genau das bekommt, was die Person vor einem bestellt hatte.
Und der Nächste ... genau.)
Haben Sie vor einem absurd leeren Regal noch nie den brennenden Wunsch nach in Ihren Händen liegender, vordemokratischer Machtkonzentration verspürt, nur um die Menschen zwingen zu können, all die Lebensmittel, die sie vor einem zusätzlichen freien Tag einkaufen, an diesem einen Tag aufzuessen?