10.11.2006

Schillernde Verse

Zum Geburtstag dem Dichter ein Gedicht:


(Ohne Titel)

Herr Schiller saß, gebeugt von Gram,
Am Tische, ganz zerfurcht von Pein.
Er starrte leer die Bögen an;
Ihm fielen keine Worte ein!

Keine Silbe, keine Zeile,
Nicht Charakter noch Idee.
Stund' um Stunde, Weil' um Weile
Verging so – Dichterruhm ade?

Was war nur los mit diesem Geist,
Des' Name Wortgewalt verspricht?
Hat er zuvor geklaut nur dreist?

Doch kommt auf eig'ne Sätze nicht?
Nein, das: Daß dieser Schiller – lies –
Nicht Friedrich, sondern Erwin hieß.


(Doof? Ziemlich.)

29.09.2006

Koffein

Unser rezitierender Beitrag zum heutigen »Tag des Kaffees«:


Die Geschichte vom Zappelphilipp

(Heinrich Hoffmann)


»Ob der Philipp heute still
wohl bei Tische sitzen will?«
Also sprach in ernstem Ton
der Papa zu seinem Sohn,
und die Mutter blickte stumm
auf dem ganzen Tisch herum.
Doch der Philipp hörte nicht,
was zu ihm der Vater spricht.
Er gaukelt
und schaukelt,
er trappelt
und zappelt
auf dem Stuhle hin und her.
»Philipp, das mißfällt mir sehr!«

Seht, ihr lieben Kinder, seht,
wie's dem Philipp weiter geht!
Oben steht es auf dem Bild.
Seht! Er schaukelt gar zu wild,
bis der Stuhl nach hinten fällt.
Da ist nichts mehr, was ihn hält.
Nach dem Tischtuch greift er, schreit.
Doch was hilft's? Zu gleicher Zeit
fallen Teller, Flasch und Brot.
Vater ist in großer Not,
und die Mutter blicket stumm
auf dem ganzen Tisch herum.

Nun ist Philipp ganz versteckt,
und der Tisch ist abgedeckt.
Was der Vater essen wollt',
unten auf der Erde rollt.
Suppe, Brot und alle Bissen,
alles ist herabgerissen.
Suppenschüssel ist entzwei,
und die Eltern stehn dabei.
Beide sind gar zornig sehr,
haben nichts zu essen mehr.


Schade irgendwie. Prost!

13.09.2006

Pantun

Pantun – und nun? Gekreuztes aus dem fernen Osten ...

Und wieder was gelernt. Diesmal: was ein Pantun ist. Ein Pantun ist eine Strophenform, bei der sich allerlei wiederholt. Nämlich immer die zweite und vierte Zeile einer Strophe, die jeweils als erste und dritte Zeile der folgenden Strophe wiederkehren. Und die allererste und dritte sind gleichzeitig die dritt- und allerletzte Zeile des Reimwerks. Alles klar? Hat wohl der Indonesier erfunden.

Ist gar nicht so einfach. Jedenfalls dann nicht, wenn die Sache eine Art Sinn enthalten soll. Ein Versuch:


Die verdammten Würfel

Die Würfel sind gefallen,
Doch keiner weiß, wohin.
Die Schreie, sie verhallen,
Ein jeder sucht geschwind.

Doch keiner weiß, wohin
Man sich am besten wendet.
Ein jeder sucht geschwind,
Doch keiner weiß, wie's endet.

Man sich am besten wendet
An jenen, der sie warf.
Doch keiner weiß, wie's endet.
Denn der ist nicht mehr da.

»An jenen, der sie warf!«
Die Schreie, sie verhallen.
Denn der ist nicht mehr da;
Die Würfel sind gefallen.


Gibt Besseres? Unbedingt. Aber: Gibt auch Schlimmeres.

05.09.2006

Biberreim

Wußten Sie, daß es nur wenige Wörter gibt, die sich lupenrein auf »Biber« reimen? Lupenrein bedeutet, auf das »b« zu achten. Also wieder kein »wieder«. Oder »Gefieder«. Schon gar nicht »Traditionsvereinsgründungsmitglieder«.

Da bleibt nicht viel über, nicht mal für den begnadetsten Reimwerker. Aber zum Beispiel das:


Der Biber kommt heut' später:
Das Fieberthermometer
zeigt neununddreißig Grad.

Das Schlimme bei den Nagetier'n
ist, wenn sie sich nicht auskurier'n,
dann landen sie im Grab.

Und unser armer Nager
ist wahrlich schon ganz mager,
ich fürcht', bald ist es aus.

Nein, nein, mein guter Biber,
du bleibe heut' mal lieber
in deinem Biberhaus.

(© Fresia)


(Uns ist noch »Schieber« eingefallen. Aber dann wurde es sehr schnell finster. Und man sah nur noch Gespinster. Oder so.)

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