16.10.2008

The Bad, the Bad and the Ugly

Die besten Leinwandschurken:


Owen Davian
Mission: Impossible III (2006)
Philip Seymour Hoffman ist ja sowieso großartig. Und hier einfach so großartig fies. Ein kaltes, dickes, sadistisches, leicht ekliges Dreckschwein. Ganz weit vorn. So müssen Bösewichter sein.


The Joker
The Dark Knight (2008)
Ha-haha-ha-ha. Ha-ha. Haha. Ha. Heath Ledger mit leicht johnnydeppeskem Verrücktengetue; nur eben in ziemlich böse. Sehr irre, sehr wahnsinnig, sehr gut. Don't try this at home: the magic trick.


Der Imperator
Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983)
Genau. Nicht Darth Vader, sondern der fiese Alte, der nur am Ende des dritten Teils auftaucht. Er punktet mit Coolness und nicht zuletzt mit seiner Original-Imperator-Optik.


Der Terminator
Terminator (1984)
Mit dem können Sie nicht verhandeln. Und mit dem können Sie auch nicht vernünftig reden. Er fühlt weder Mitleid, noch Reue, noch Furcht. Und er wird vor nichts halt machen! Vor gar nichts. Solange Sie nicht tot sind.


Der weiße Hai
Der weiße Hai (1975)
Während die anderen durch ihre präsente Bosheit frappieren, qualifiziert sich der weiße Hai für die Liste durch sein Talent, am eindrücklichsten dann zu wirken, wenn er gar nicht zu sehen oder sogar abwesend ist. Klassiker.


Simon Peter Gruber
Stirb langsam: Jetzt erst recht (1995)
Simon befiehlt ... Keine schlechte Figur, die aber vor allem natürlich, wie die Kollegen auch, durch ihre Verkörperung besticht. Und bei Jeremy Irons hat die böse Sache einfach Stil.

02.10.2008

Worte der Woche

Wie es kommt und auf welche Weise
Weiß man nicht,
Doch auf jeden Fall – leise.

(Stoppok, »Leise«)

28.09.2008

Egographie (2)

Der Rohfassung zweite Hälfte


Wir erinnern uns: Aufgrund seines Wesens und aufgrund des Wesens seiner Arbeit wird der Fotograf zum Psychopaten, wenn jemand den seinen nur annähernd ähnliche Bilder macht. Das würde gar nichts machen. Wenn da nicht noch eine andere Sache wäre ...


V
Übereinstimmungen, Ähnlichkeiten, Anklänge, auch Nachahmungen oder Kopien – sind absolut unvermeidlich. Die Bezeichnungen weisen schon darauf hin: Es muß kein nahezu identisches Bild vorliegen, um vom Fotografen als Klau gebrandmarkt zu werden; auch ein mit anderen Schauspielern und leicht veränderter Geschichte gedrehtes Filmremake bleibt ein Remake. So auch in der Fotografie. Es geht um die im ersten Teil angeführte Grundidee. Dabei ist der Fotograf sehr streng. Nichts darf annähernd so aussehen wie sein eigenes Bild.

VI
Da beginnt der Ärger. Gewiß, die Welt ist groß und die Motive zahlreich. Doch so viele absolut grundverschiedene Ansichten, Perspektiven oder Situationen gibt es einfach nicht, als daß jedes Foto etwas noch nie Abgebildetes zeigen könnte. Denn: jeder noch so detailreiche Ausschnitt wird im Auge des Betrachters zunächst immer auf seine Grundstruktur reduziert werden. Eine einsame Ranch bei Sonnenuntergang mit einer rechts im Bild befindlichen Silhouette eines Pferdes ist insofern das gleiche wie ein vereinzelt herumstehender Wohnkubus bei Sonnenaufgang, wo links im Bild der Umriß eines Fahrrads erkennbar ist.
Wie im richtigen Leben: Noch die größte Vielfalt kann man auf eine überschaubare Zahl von Gattungen, Arten und dergleichen reduzieren. Wenn man sich dann – in der Fotografie – nur auf die interessanten beschränkt, dann war das noch nie gesehene Lichtbild schon bald nach der Verbreitung der Fotografie kaum mehr möglich. Heute ist es das erst recht nicht mehr.

VII
Wenn der Fotograf auch seine Kollegen verabscheut, so betrachtet er doch gern und ausgiebig ihre Ergebnisse. Das ist gut. Es schärft den Blick für die vielfältigen Möglichkeiten der Fotografie, es regt den Geist an und erweitert den visuellen Horizont. Auch das – wenn man es in eigene Arbeiten einfließen läßt – ist Nachahmung. Es heißt nur anders: Inspiration.
Natürlich ist auch hier das Spektrum groß, sowohl im Grad, als auch in der Umsetzung. Man kann einfach nur Effekte eines bestimmten Objektivs bewundern und dann selber ganz andere Dinge damit ablichten. Man kann auf der anderen Seite ein gern gesehenes Bild originalgetreu nachzumachen versuchen – um herauszufinden, wie es entstanden ist und worauf man achten muß. Alles Inspiration. Alles gut. (Wenn man sich in gewissen Fällen bewußt bleibt und im Zweifel deutlich macht, woher die Idee kam.) Das ist die Umsetzung.
Auch der Grad kann variieren; von solcherart sehr bewußtem »Mitnehmen« von etwas Gesehenem bis zur unbewußt aufgenommenen, in eigene Fotos unmerklich einfließenden Gestaltungsvariante. Gerade letzteres zu verhindern ist völlig unmöglich – und auch nicht erstrebenswert. Irgendwann hat jemand zum erstenmal ein Portrait angeschnitten. Und nun? Tabu für alle Nachgeborenen? Hoffentlich nicht.

VIII
Unvermeidlich ist es wohl auch, daß mit wachsender Sensibilität für funktionierende gestalterische Regeln und visuelle Ideen auch sehr verschiedene Fotografen einen ähnlichen Blick entwickeln. Man geht mit ähnlichen Augen durch die Welt, es fallen einem ganz ähnliche Dinge auf – und irgendwann sitzt man da mit zwei ähnlichen Bildern und zeiht sich gegenseitig der Nachmacherei.
Surreale Lichtspiele auf einer Parkhauswand faszinieren den Fotografen aus Toronto ebenso wie seinen Mailänder Kollegen. Natürlich sind vielfältige Weisen denkbar, das dann einzufangen, aber manchmal werden die Ergebnisse eben auch sehr ähnlich sein. Es ist ein wenig wie in der Musik: Gewiß kann und soll man die Harmonieregeln auch brechen – aber sie bilden doch das fest abgesteckte, also begrenzte Terrain der Kunst. So albern es daher ist, über manche Ähnlichkeiten in manchen Songs zu streiten, so albern ist das auch in der Fotografie.
Ähnlichkeiten sind unvermeidlich.

Fazit
Der Fotograf ist ein egoistischer Eigenbrötler, der eifersüchtig über seine Ideen wacht, weil mit ihnen seine Arbeit steht und fällt. Sie sind alles, was er hat. Nachahmungen verurteilt er streng und ist bitterböse über Bilder, die seinen auch nur ansatzweise ähneln. Gleichzeitig sind solche Ähnlichkeiten absolut nicht zu vermeiden. Wir leben alle in derselben Welt. Auch Fotografen. Nur diese Welt können sie (mit meist sehr ähnlicher Technik) abbilden und folgen dabei meist und aus gutem Grund ähnlichen gestalterischen Grundregeln. Alle. Aber jeder für sich.
Das ist das Spannende.


Siehe auch: Egographie (1) »

16.09.2008

Stillstand ist Fortschritt

Die Clipmitwirkendenkritik


Vor längerer Zeit wurde an dieser Stelle einmal behauptet, daß manch tastenorientierter Bühnenschaffende bei der Ausübung seiner Kunst durch übertriebene Körpersprache negativ auffällt. Oder kurz: Zappelnde Keyboarder nerven. Gewiß, auch das Gezappel anderer Instrumentalisten ist wenig ansehnlich, gleiches gilt für Sänger und auch für die Hörerschaft*; im Grunde sind überhaupt alle zappelnden Menschen abzulehnen. Vor allem aber Keyboarder.

Wenn Keyboarder zappeln, bildet das bauartbedingt oft wenig mobile Instrument, das sie währenddessen bearbeiten, einen so absurden Kontrast zu dem blöden Gehippel, daß dieses gleich noch viel affiger wirkt. Es ist peinlich anzusehen und nervt.

Jeder nichtblinde Bürger mit gesunder Zurechnungsfähigkeit wird dem beipflichten. Letzte Zweifel beseitigt auf ganz besonders eindrückliche Weise jener Mann, der in einer Band namens »Maximo Park« Mühe hat, seinem Instrument nicht davonzuhüpfen:

Maximo Park – »Our Velocity«

Achten Sie mal nur auf den Herrn hinter (manchmal: neben) dem Gerät mit den Tasten. Wenn es irgendwo eine Grenze gibt, zwischen In-der-Musik-aufgehen und affektiertem Ich-bin-Musiker-und-kann-nicht-anders, so hat er sie sehr weit hinter sich gelassen.

Immerhin weiß man, was er da soll. Er spielt ja mit. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Bisweilen springen auch Leute ganz ohne ersichtlichen Grund durch die Gegend, und man fragt sich: Wer ist der Mann? Was möchte er?

Im Video zu dem sehr gelungenen Stück »I Alone« der Gruppe »Live« bewegen sich merkwürdige Menschen in einer noch merkwürdigeren Kulisse. So weit, so noch in Ordnung. Sie musizieren dort. Nur einer nicht:

Live – »I Alone«

Einer hopst nur durchs Bild. Warum tut er das? Wo kommt er her? Warum blieb er nicht dort? Und wenn er schon mal da ist, warum hängt sich nicht einfach ein Instrument um? Oder stellt sich einfach rhythmusadäquat irgendwo hin?

Stillstand hat nicht nur Nachteile.


*) zappeln ≠ tanzen

26.08.2008

Gut zu wissen

Es gibt dem u-bahnlichen, offenbar etwas unter der Müdigkeit leidenden Hörbuchverständnis ganz neuen Schwung, wenn man begreift, daß Montmorency der Hund ist. Nur: Was sagt es über das eigene Menschenbild, dieses Detail in Kapitel 14 zu entdecken?

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