02.09.2007

BILDblog

Nun, wenn die Frage schon im Raume steht: Nein, eigentlich nicht. Besagte Frage dazu lautet, ob es nerve, und sie handelt – nicht nur, aber vor allem – von BILDblog.de. Wie sollte es nerven? Es kommt nicht ungefragt zu einem hin und verbleibt dort ungebeten. Man muß mindestens einen Mausklick tätigen oder sogar »www.bildblog.de« ins Adressfeld tippen, und wenn man das tut, hat man dem freiwillig Besuchten nicht vorzuwerfen, er nerve mit Anwesenheit. (Bezeichnenderweise bleibt der frageauslösende Artikel »Warum das BildBlog nervt« die Antwort darauf schuldig.)

Dennoch gibt es zwei Punkte, die auch dem ganz und gar ungenervten und sympathisierenden »BILDblog«-Leser hin und wieder kritisch durch den Kopf gehen dürfen.

Zum einen ringt jede wiederkehrende »Bild«-Kritik mit dem gleichen schwer lösbaren Problem nicht nur jeder anderen wiederkehrenden Kritik, sondern überhaupt alles Wiederkehrenden: Irgendwann fesselt es nicht mehr ganz so heftig. Für »BILDblog« gilt das umso mehr, als es thematisch durch sein Konzept sehr eingeschränkt ist. Die Weise, wie »Bild« Tag für Tag gemacht wird, produziert Tag für Tag die gleiche Art Übertreibungen, Fehler, Verfälschungen, Verletzungen und Lügen. So handelt auch »BILDblog« Tag für Tag von der gleichen Art Übertreibungen, Fehler, Verfälschungen, Verletzungen und Lügen.

Da ist es auf lange Sicht – auch mit den zahlreichen großen und kleinen Unglaublichkeiten zwischendurch – nicht ganz einfach, den Eindruck von kleinkarierter Erbsenzählerei zu vermeiden, auch wenn gar nicht kleinkariert Erbsen gezählt wurden.

Doch wen dafür anklagen – und warum? Anders geht es kaum, zudem kommen wohl immer wieder neue, gefesselte Leser hinzu; vor allem aber ist »BILDblog« nur eines von vielen Informationsangeboten im Internet. Vielfalt kann sich hier jeder ganz leicht selber schaffen, nicht jede spezielle Seite kann (und sollte) das leisten.

Einen hartnäckigeren Nachgeschmack hinterläßt Punkt zwei: die vollständige Definition über jemand anderen; mehr noch, die nur negative Definition über einen anderen. Auch das trägt sicher zu sich lösender Fesselung bei, aber es ist auch ein Aspekt eigener Qualität.

Die Seite lebt komplett davon, sich an einem Gegner abzuarbeiten. Einem, der es verdient, natürlich. Aber bei aller Berechtigung, bei allem Informations- und auch Unterhaltunsgwert, bei allen Erfolgen: Letztlich bleibt es im Kern ein simples Abarbeiten. Vielleicht vermißt man als Leser irgendwann das Kreative und Schöpferische, nach dem man ja allezeit auf der Suche ist; vielleicht auch nicht. Sicher aber bereitet es auf Dauer ganz einfach ein ungutes Gefühl, wenn jemand ständig auf einen anderen zeigt, egal wie richtig, wichtig oder lustig es ist. Ist einfach seltsam. Nicht der Punkt, daß man auf diese Weise erfolgreich wird, wie bisweilen (auch im erwähnten Artikel) benörgelt wird. Nein, schon ganz für sich.

Daß das beim Lesen von »BILDblog« meist im Hintergrund bleibt, liegt daran, daß sie sich dort sehr professionell und sehr solide, also einfach sehr gut am Gegner abarbeiten. Überdies gilt auch für diesen wie für den ersten Punkt: Wen dafür anklagen – und warum? Das alles liegt im Wesen des »BILDblogs«, und man kann es daher den Gründern und Autoren nicht recht vorwerfen; außer man fordert die sofortige Schließung. Und das alles macht die Beiträge dort eben auch nicht weniger informativ und lesenwert.

Oder kurz: Nein, nervt eigentlich nicht.

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