31.01.2009
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Der alte Mann in der Bahn liest das Fernsehprogramm für den Donnerstag. Heute ist Freitag. Das wird Überraschungen geben. Als er langsam die Seite wendet, erkennt man das große Datum in der Ecke: 28. August. Heute ist der 30. Januar. Zweitausendneun. Aus welchem Jahr seine Zeitschrift stammt, ist nicht ersichtlich.
Es ist augenscheinlich ganz egal. Langsam und stetig gleiten die alten Finger über die Spalten, über jede einzelne, manchmal stocken sie kurz, dann fahren sie ruhig weiter. Die Lippen formen ab und an ein paar Worte. Der alte Mann prüft nicht das Programm. Er liest es.
So muß es wohl sein, wenn man auf einer entlegenen Insel strandet und nichts Lesbares wurde mit angespült – außer einer gottverdammten Scheiß-Fernsehzeitung. Zuerst schleudert man sie gegen einen Felsen. Später sammelt man sie wieder ein und blättert sie durch. Schaut sich die Bilder an, liest die halbwegs interessanten Artikel. Irgendwann liest man alle Artikel. Vertieft sich in jedes Bild. Studiert die Anzeigen. Dann überfliegt man sogar das alte Programm. Und irgendwann sitzt man da und liest gründlich jeden Programmablauf jedes Senders für jeden aufgeführten Tag.
Ein Gestrandeter. In die Großstadt gespült, mitten in den Feierabendverkehr, hinein in die U-Bahn, auf den Sitz gegenüber. Mit nichts als seiner alten Programmzeitschrift.
Schöner Gedanke, denke ich komischerweise, und daß die Metapher in diesem Fall aber doch kolossal hinkt. Daß sie mir trotzdem gefällt.
Und daß heute Freitag ist.
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stw | 17:40 | alsteralltag | zwitschern
24.01.2009
Ziemlich unbekannt – oder zumindest ungebräuchlich –, dabei eine sehr sympathische Bezeichnung für eine sympathische Sache:
Genäschigkeit
Oder auch in anderer Form: genäschig. Es klingt nicht nach pfundweise Schokoriegel und Gummibärchen nachschieben, sondern eher danach, vom Keksteller, der für die spätere Besprechung bereitsteht, schon mal eine Süßigkeit zu stibitzen. Weil's so gut zum frischen Kaffee paßt. Und weil's so gut schmeckt.
Naschen halt.
(Gefunden bei Marlen Haushofer, »Die Wand«)
stw | 15:35 | wortwahl | gefunden | zwitschern
19.01.2009
Bürodialoge für Fortgeschrittene
»Wann denn?«
»Am Donnerstag.«
»Kommenden oder nächsten?«
»Nee, diesen.«
stw | 18:17 | wortwahl | mostly harmless | alsteralltag | zwitschern
18.01.2009
Was denkbar ist, ist auch machbar. Wahrscheinlich sogar: Was denkbar ist, wird irgendwann auch gemacht. Wer also war das bitte, der mal über Chips mit »Döner mit alles«-Geschmack nachgedacht hat?
stw | 20:22 | mostly harmless | gefunden | zwitschern
12.01.2009
stw | 18:08 | alsteralltag | zwitschern
05.01.2009
Himmlerische Aussichten für alle, die beim Bleigießen einen Schädel aus dem Wasser gefischt haben:
stw | 18:51 | mostly harmless | gefunden | zwitschern
04.01.2009
Und weitere Dinge, die man mal getan haben sollte:
- Silvester um halb elf ins Bett gehen
- einen lustigen Hut aufsetzen
- einen Geldschein, der am Wegesrand liegt, liegenlassen
- beim Schutzmann, der einem bedeutete, rechts ranzufahren und ins Fenster schaut, einen Cheeseburger und eine kleine Pommes bestellen, ohne Getränk
(ein Vorschlag mit eingebautem Filmrätsel) - öfter mal »Schutzmann« sagen
stw | 21:56 | mostly harmless | zwitschern
30.12.2008
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Wenn man eine längere Autoreise unternimmt, ist das anstrengend für das rechte Handgelenk und besonders den rechten Zeigefinger. Man hält ihn die ganzen zweieinhalb Stunden auf der Sendersuchlauftaste des Radios und drückt im Schnitt alle vier bis fünf Sekunden. Radio ist wie ein Buch voller Floskeln. Oder wie Udo Lattek.
Ähnlich wie bei Floskeln nimmt man bei immer und immer und immer (und immer – und immer) wieder gespielter Musik das Stück als solches gar nicht mehr wahr. Man nimmt nur noch eine Abwehrreaktion wahr. Den Widerwillen, es schon wieder hören zu sollen.
Man drückt. Man fragt sich, warum in Autowerkstätten so wenig Amokläufe verübt werden. Aus den Tagen der ersten eigenen und billigen Gebrauchtmotorisierung weiß man, daß dort rund um die Uhr ein Phrasensender dudelt. Immer.
Man drückt. Irgendwann landet man bei »Ein bißchen Frieden«. Aus einer Art zynischem Protest gegen das Hörfunkangebot verweilt man. Man hat dieses Lied noch nie komplett gehört, denkt man. Kann das denn sein? Daß die Frau manche Wörter so komisch ausspricht, findet man komisch. »... auf dieser Erde, auf der wir wouhnen.«
Man drückt. Und drückt. Man fragt sich, warum man das Radio nicht einfach ausschaltet. Man schaltet das Radio aus.
Man schaltet das Radio wieder ein. Man drückt auf den Sendersuchlauf. Und drückt. Man könnte den Zeigefinger entlasten, indem man mit ihm zwischendurch auf die seltsamen, teilweise fast lattekesken Slogans weist, mit denen die Bundesländer ihre auf der Autobahn einfahren Besucher begrüßen. Da man allein im Auto ist, unterläßt man das.
Man drückt. Nächstesmal wird man die CDs nicht vergessen.
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*) Anspielung
stw | 14:34 | mostly harmless | zwitschern
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