29.01.2011

Vier

Das gepflegte Linkquartett zum Wochenende


Das 6. Hamburger Mopsrennen
Klingt lustig, ist es wahrscheinlich auch. Sympathisches Video mit hübschen Bilder von häßlichen Hunden.


Der hat ja so'n Barth!
Mario Barth ahmt unlauter einen jahrzehntealten Spruch nach, meldet ihn beim Patentamt an – und geht dann wegen »unlauterer Nachahmung« juristisch gegen T-Shirt-Verkäufer vor.


»Man erzieht die Leute zu Dauerlaberern«
Findet Harald Martenstein. (Fand auch schon Dietrich Schwanitz ...

»Zunächst und vor allem muß man lernen, mündliche Kommunikation in schriftliche Mitteilung zu verwandeln. Wie man weiß, stellt das Schriftliche sehr viel höhere Anforderungen an Logik, Gliederung der Gedanken, Korrektheit der Syntax, Aufbau des Textes, Anschlußfähigkeit der Sätze und generelle Plausibilität. Das muß unendlich mühselig eingeübt werden.
[...]
Erst die Schrift löst die Sprache aus der konkreten Situation und verselbständigt sie gegen den unmittelbar gegebenen Kontext (Zusammenhang). Was bei dieser Transformation (Umwandlung) gleichbleibt, ist das, was wir Sinn nennen. Allein die Verwandlung von gesprochener Sprache in Schrift macht die Kategorie des Sinns erst faßbar. Darum wurde in den Hochreligionen (Judentum, Christentum, Islam) Sinn überhaupt mit Schrift (Heilige Schrift) gleichgesetzt.«

... im viel Naserümpfen verursacht habenden, aber sehr unterhaltsamen »Bildung«.)


European Memories (Lelievre)
Ebenfalls schöne Bilder. Die Sorte, wo man gar nicht »Bilder« sagen mag oder »Fotos«, sondern ständig an »Photographien« denkt.

27.01.2011

Parteien zur Wahl

Hamburg wählt bald – wählen Sie mit! Entscheidungshilfe:


02.01.2011

Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Orgel

Frohes neues Jahr auch Euch, liebe Bleigießenpakethersteller!

Auf der Suche danach, was uns der Schuh und die Sichel oder das Ohr und der Hut denn sagen möchten, die wir mit Mühe und Not und vor allem viel gutem Willen in den Schattenbildern des gegossenen Bleis erkannten, wurden wir im beigelegten Deutungsheft leider nicht fündig. Allerlei andere Erläuterungen gab es wohl; kurze Frage dazu: »Orgel«?!

Und noch eine: »Salz«? Eine noch: »Netz«?

Kam es sehr oft vor, daß Ihr Briefe von Silvestervorfreudigen erhalten habt, die in etwa lauteten: »Ich habe so oft die Epistelorgel der Basilika San Petronio in Bologna gegossen in den letzten Jahren; wie ist das zu lesen? (Allgemeine Orgeldeutung würde schon reichen!)«? Ja? Und nicht weniger zahlreich sicher die Anfragen derer, die ein Netz zu deuten wünschten, eine Form, zu der wie natürlich sich das Blei erhärtet; »Oh, schon wieder ein Netz!« schallt es ja millionfach in deutschen Stuben in der Silvesternacht, nur übertönt von den Schreien aus der Nachbarwohnung: »Mein Schatten ist Salz!« Hm?

Oder ist das dem gleichen Pflichtbewußtsein geschuldet, aus dem Ihr auch »Eule« und »Uhu« in der Liste strikt separat aufführt, damit kein solcher Bleiklumpenschatten fehlgedeutet werde?

Redet!

Oder seid Ihr immer noch in dem Zustand, in dem Ihr das Ding verfaßt habt?


Sneus!

10.11.2010

Aus dem Tagebuch eines Unkundigen

Heute bei Chagall gewesen. Mit Malerei kann ich nur sehr wenig anfangen, was über die grundlegendsten ästhetischen Kategorien (»Oh, hübsch« / »Bäh.«) hinausgeht; noch nie hat mich ein Bild nur annähernd so berührt oder fasziniert wie mich Texte, Songs oder auch Fotografien berühren oder faszinieren können.

Trotzdem gehe ich gern in Ausstellungen. Oder vielleicht gerade deshalb? Vielleicht ist es die Hoffnung, einmal von einem Gemälde umgehauen zu werden und darauf, daß sich eine Tür auftut in eine Welt, die mir bisher verschlossen ist. Kann auch sein, daß ich einfach die Atmosphäre mag: Ruhige Menschen stehen vor Wänden und verhalten sich still. Sehr angenehm. (Ein bißchen unterlaufen wird dies seit einiger Zeit allerdings durch die Audio-Führungen, bei denen man sich Informationen zu jedem Ausstellungsstück auf einem Kopfhörer aufsagen lassen kann. Vor allem ältere Menschen wirken damit unfreiwillig ein bißchen wie die Arschlöcher in der U-Bahn, nur daß aus ihren Lautsprechern keine Beats, sondern monotone Brabbeleien klingen. Man muß aber nachsichtig sein, wahrscheinlich sind sie wirklich schwerhörig. Oder sie wissen einfach nicht, wo man leiser dreht und trauen sich auch nicht zu fragen, weil sie dann womöglich als ahnungslose Vorgestrige behandelt werden, die simpelste Technik nicht begreifen.)

Chagall also. Keine Ahnung, was der so trieb, wer er war und was er wollte. Nicht einmal seinen Vornamen hätte ich vorher aus dem Stand aufsagen können, trotz der zahlreich und prominent aushängenden Plakate, die für die Ausstellung werben. (Marc.) Um nicht ganz unvorbereitet zu sein, den Wikipedia-Eintrag überflogen. Wie man wiederkehrende Motive in Chagall-Gemälden zu deuten habe: Nackte Brüste symbolisieren »sowohl Erotik als auch Fruchtbarkeit« und die Häuser seiner Heimatstadt Witebsk stehen für das »Heimatgefühl des Malers«. Das muß man natürlich wissen.

Finde vielleicht nicht genau diese, aber Erläuterungen im allgemeinen immer recht aufschlußreich; um zumindest eine Ahnung davon zu bekommen, warum das Bild nun genau so aussieht, wofür Motive und Farben stehen können und warum die Straßenlaterne zwei Beine und Füße hat. Auch die im Filmraum gezeigte Dokumentation half. (Filmräume mit Endlosschleifen haben den Vorteil, daß man einfach irgendwann reingehen kann und sitzenbleibt, bis man wieder an der Stelle angelangt ist, an der man dazustieß. Nachteil: Es kommt auch ständig irgendwann jemand rein.)

Jedenfalls: gelungene Schau. Wieder (ein wenig) was gelernt. Aber wieder kein Bild dabei, daß mich sofort und vollständig umgehauen hat, ein paar immerhin haben mir wenigstens gut gefallen:

In der Dämmerung
Weiß nicht warum. Einfach der Gesamteindruck, vielleicht die Farben, das nicht Allzubunte, vielleicht ja doch die (zunächst gar nicht gesehene, aber möglicherweise unbewußt wahrgenommene) wandernde Straßenlaterne, die folgende Fragen aufwirft: Wohin geht sie? Warum geht sie dorthin? Und warum hat sie zwei Beine?

Die Hochzeitszeremonie
Thematisch nicht mein Fall, aber optisch großartig. Dieser blutrote Schleier über der ansonsten schwarz-weißen Szene.

Paar mit Ziege
Super Titel! Wieder die Farben. Daß eine junge Frau und ein alter Mann und eine Ziege sich in einer Situation befinden, die gleich den Rahmen des Jugendfreien zu verlassen scheint, ist sicher metaphorisch zu sehen.

Selbstportrait mit Pinseln
Erstens: sein Gesichtsausdruck. So selbstbwußt-verschmitzt. Zweitens: auch ein schöner Titel. Aus irgendeinem Grund finde ich die Erwähnung der Pinsel lustig.

[Straßenansicht mit Kirche, Titel vergessen]*
Schöne, fast idyllische Szene. Merkwürdig gemalter Himmel mit blauen Strichen auf dem Grundblau, wie durchgestrichen.

[Ansicht seiner Heimatstadt Witebsk, Titel vergessen]
Wahrscheinlich auch wegen der Nichtbuntheit, es dominiert das Grün.

Der Engelssturz
Dramatische Szene in dramatischen Farben, leicht düster, mag ich.


*) Das Bild ganz rechts auf der vorderen linken Wand.

05.10.2010

Sprinkenhof


© netzwort.de » photographie

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