06.02.2008

Was denn?

Norddeutsch für Zugereiste


Hören wir einmal folgenden Dialog:


Zugereister: Und? Hast Du's ihr gesagt?
Hamburger: Was denn?
Z: Na was wohl?
H: »Na was wohl«? Wie »Na was wohl«?
Z: Was Du ihr gesagt hast. Wenn Du's ihr gesagt hast.
H: Wem?
Z: Hä? Hast Du was am Ohr, oder was?
H: Was denn?
Z: Was denn, was denn ... irgendwas eben. Willst Du mich verarschen?
H: Wie»irgendwas eben«? Verarschen?
[usw.]


Schlechte Stimmung. Doch nicht Böswilligkeit ist die Ursache oder nachlassende Hörkraft, sondern wir erleben hier ein Mißverständnis. Ursache: Die kurze Rückfrage »Was denn?«. In der Regel ist sie sprachlicher Ausdruck des Wunsches nach konkreter(er) Auskunft: »Ich hab' Dir was mitgebracht.« – »Was denn?«; gelegentlich fordert sie auch eine externe Situationseinschätzung ein: »Was (ist) denn (los)?« Man betont das Fragewort.

Der Norddeutsche – namentlich mancher Hamburger – verwendet unsere Frage nun aber gerne im Sinne von »Wie bitte?« – mit einer Tendenz zum ermunternd auffordernden »Hm?«. Er legt die Betonung dabei leicht aufs zweite Wörtchen; eine Nuance, die in der Praxis oftmals so schnell verweht wie eine Serviette im Hafenwind, und da beginnt der Ärger. Für den Zugereisten jedenfalls.

Ist aus ihm vielleicht ein Zugezogener und irgendwann auch ein Norddeutscher geworden, und es unterhalten sich nun zwei Hamburger, hört sich das nämlich so an:

- Und? Hast Du's Ihr gesagt?
- Was denn?
- Ob Du's ihr gesagt hast.
- Ach so. Ja, hab' ich.
- Na dann.

Na bitte.

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