03.03.2009

Sieben ohne: Das erste Wochenende

von Ute Janssen


»Und wie ist es nun – so ohne Zucker?«, fragen mich die Kollegen und einige Freunde, die ich in mein Vorhaben von »Sieben Wochen ohne« eingeweiht habe. Ja, wie ist es denn eigentlich? Meistens völlig in Ordnung, aber manchmal eben auch nicht. Und die Krux ist: Die Manchmal-Momente wiegen schwerer. Denn: Während die Meistens-Momente unbemerkt vorbeirauschen, sind die Manchmal-Momente eine Qual – für mich und alle Beteiligten.

Am Wochenende esse ich besonders gern Süßes. Zum Frühstück ein Croissant mit Waldbeermarmelade, am Nachmittag ein Stück Käsekuchen von der Hamburger Traditionsbäckerei Stenzel und zwischendurch das, was meine heimische Süßigkeitenkiste hergibt. So ist das eben: Am Wochenende darf man Jeans tragen, ausschlafen und das essen, worauf man unter der Woche diszipliniert verzichtet.

Mein Freund ist ein wahrer Süßigkeiten-Junkie. Schon eine Woche ohne Schokolade, Kekse oder Bananenchips wäre für ihn undenkbar. Mein Vorhaben findet er trotzdem gut. Er versucht, mich zu unterstützen. Vom Bäcker bringt er am Samstagmorgen weder Croissant noch Milchhörnchen mit. Das Nutella ist glücklicherweise ohnehin gerade aus. Und als ich nachmittags von einem Stadtbummel nach Hause komme, sehe ich nur noch so gerade eben, wie mein Liebster das übrig gebliebene Papier einer Milka Tender Packung verstohlen hinter den Bildschirm seines Laptops schiebt.

Am Abend kommt es dann schlimmer. Wir beschließen, zuhause zu bleiben und uns einen gemütlichen Fernsehabend zu machen. Das bedeutet DVD, Heizung, Kuscheldecken und – nein heute kein Weingummi, keine Kekse, keine Nußschokolade, jedenfalls für mich. Denn: Während ich vor meinem Fastentee sitze, hat mein Freund zum Nachtisch einen Schoko-Pudding gelöffelt und jetzt ein Schälchen mit Macadamia-Nüssen vor sich aufgebaut. Unglaublich, aber wahr: Macadamia-Nüsse enthalten laut Packungsangaben ein Prozent Zucker, zumindest die vom Aldi. Und während Tom Hanks in dem Streifen »The Green Mile« drei Stunden als Vollzugsbeamter im Todestrakt vor uns auf und ab geht, tanzen durch meinen Kopf Muffins, Erdbeertorten und zarte Schweizer Milchschokolade.

Als der Film jedoch endet und ich meinen Fastentee abräume, bin ich doch ein klein wenig stolz: stolz durchgehalten zu haben. Mein erstes süßigkeitenfreies Wochenende ist geschafft. Und so schlecht habe ich mich gar nicht angestellt, finde ich ...


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