06.03.2009

Sieben ohne: Schwer wiegende Argumente

von Ute Janssen


So manchesmal in meiner ersten zuckerfreien Woche dachte ich mir: Warum mache ich das eigentlich? Warum so krampfhaft auf etwas verzichten, was doch eigentlich schön ist, was Spaß macht und das Leben bereichert?! Nun gut, immerhin schreibe ich schon mal dieses Blog (es heißt tatsächlich das Blog, wie S., ein internetaffiner Freund von mir, mich jetzt schon mindestens dreimal genervt wie neunmalklug korrigierte). Also, ich schreibe das Blog, und es wäre ja blöd, wenn ich jetzt schreiben müßte: »Ach übrigens Leute, ich hab‘s mir anders überlegt. Mit Schokolade gefällt mir das Leben besser, es ist süßer und überhaupt – schmackhafter. Das Blog ist beendet, aber einen Versuch war es wert. Viel Spaß noch beim Lesen anderer Beiträge.« Ist also das der einzige Grund, durchzuhalten?! Daß ich aller Welt erzählt habe, daß ich sieben Wochen auf Kuchen & Co verzichten möchte? Daß ich außerdem einen journalistischen Auftrag habe?

Mitnichten. Erfuhr ich gestern. In der »TK Fitness Lounge« erstellte mir Trainer A. einen Trainingsplan. Was er dafür wissen mußte? Allerhand. Mein bisheriges Sportverhalten, meine sportlichen Wünsche und Ziele, er fragte mich nach meinem Gesundheitszustand, nach etwaigen Leiden und Verletzungen, er maß meinen Blutdruck, und er brauchte mein Gewicht. Mein Gewicht?!

Ich war seit mindestens einem Jahr nicht mehr auf der Waage. Erfolgreich schleiche ich jeden Samstagmorgen an meiner weißen Digitalwaage im Badezimmer vorbei – direkt in die Dusche. Samstag, das war früher immer mein Wiege-Tag. Bis ich beschloß: Warum sollte ich mir von ein paar Zahlen das Wochenende verderben lassen, warum so krampfhaft mein Gewicht kontrollieren? Worauf es ankommt ist, daß meine Lieblings-Jeans paßt, daß ich mich – abgedroschen, aber wahr – wohl in meinem Körper fühle. Ich brauche keine Waage. Und Punkt. Und da kommt dieser Fitness-Typ daher und möchte mein Gewicht wissen. In Zahlen. Nicht in »oach, meine Herrlicher-Jeans paßt. Zugegeben, sie saß schon mal besser. Aber der Knopf geht noch zu.«

Da hilft auch keine Grundsatzdiskussion über das übertriebene Festhalten an Zahlen und Kilogramm in dieser Welt. A. stellt mich auf die Waage und die mißt. Unerbittlich. Nicht nur mein Gewicht, sondern auch wie viel Prozent Wasser und Fett meinen Körper ausmachen. Na bravo, eine sehr appetitliche Vorstellung. Ich werde Ihnen hier nicht mein Gewicht verraten, von meinem Körperfettanteil ganz zu schweigen. Nur soviel: Ich hätte nie gedacht, daß ein Mensch soviel wiegen könnte. Na gut, daß ich soviel wiegen könnte. Ich treibe viermal die Woche Sport, ich laufe Marathon, soviele Kilogramm, das darf doch gar nicht wahr sein. »Gerade, wer viel Sport treibt, wiegt auch ein bißchen mehr«, versucht A. mich aufzuheitern. Sein sogenannter BMI (der »Body Mass Index« – das ist die Zahl, die das Gewicht in Relation zur Körpergröße ausdrückt) würde ihn sogar als übergewichtig ausweisen. Ich glaube kein Wort. Ich weiß nur soviel: Sieben Wochen ohne Süßigkeiten werden mir nicht nur mental gut tun.


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