30.08.2006

Photoechos

Stets findet Überraschung statt,
Da, wo man's nicht erwartet hat.

(Wilhelm Busch)


[...]
Nachdem ich bei einigen möglicherweise etwas kritischen fotografischen Situationen völlig unbehelligt davongekommen bin, gab es nun erstmals Unmutsbekundungen bezüglich der Knipserei; ironischerweise in einer Situation, in der sie völlig unangebracht waren.


Ich bin abends am Hauptbahnhof und denke, daß ich bei der Gelegenheit ja noch ein wenig die nachtlichternde Umgebung aufnehmen könnte. Zum Beispiel ein paar schöne Gleisfotos oder eine einfahrende Bahn; oder ein schönes Gleisbild mit einfahrender Bahn, abendlich beleuchtet von den Bahnhofsfunzeln.

So stehe ich dann auf der Eisenbahnbrücke, stelle die Kamera aufs Geländer und schaue, ob der Ausschnitt wohl gut aussehe. Er sieht ganz und gar nicht gut aus. (Etwas nach vorn kippen würde jetzt helfen, ist aber mangels Stativ und Geländerelastizität nicht möglich.)

Also nehme ich die Kamera wieder herunter und drehe mich weg, um einen anderen Standpunkt zu suchen; da ertönt von unten plötzlich eine tendenziell gewaltbereite Stimme und möchte wissen:
»Ey, machs unnelaubte Fodos, ode was?!«

Nein, ich schaue von der Brücke runter auf die Gleise. Und nun? Von allen möglichen Reaktionen entscheide ich mich dafür, so zu tun, als hätte ich nichts bemerkt. Aber statt zu gehen, bleibe ich jetzt noch etwas stehen, damit er nicht auf den Gedanken kommt, er hätte irgendwen bei irgendwas ertappt.

Dann ist kurz Ruhe.

Als ich mich doch zum gehen wende, kommt von unten der Hinweis hinterher:
»Mach bloß, daß De wegkommst!«

Mutig. (Hätte er es wenigstens gleich gerufen. Gehenden Leuten befehlen, zu gehen, kann ich auch.)

Danach ärgere ich mich ein wenig, anfangs nichts geantwortet zu haben. Sei es auch nur etwas völlig Banales gewesen wie: »Nee, erlaubte.« Andererseits war es der Bahnsteig jener S-Bahn, die über einen tristen Stadtteil in einen anderen tristen Stadtteil fährt – mit nicht ganz den Fahrgästen, mit denen man gepflegt über die Vorzüge eines abendlichen Gleisfotos nebst S-Bahn plaudern kann. Oder möchte.

Besser man macht, daß man wegkommt.
[...]

27.08.2006

Seyn oder nicht seyn

Falls Sie es noch nicht wußten:


Seyn.
Seyn, reines Seyn, - ohne alle weitere Bestimmung. In seiner unbestimmten Unmittelbarkeit ist es nur sich selbst gleich, und auch nicht ungleich gegen Anderes, hat keine Verschiedenheit innerhalb seiner, noch nach Außen. Durch irgend eine Bestimmung oder Inhalt, der in ihm unterschieden, oder wodurch es als unterschieden von einem Anderen gesetzt würde, würde es nicht in seiner Reinheit festgehalten. Es ist die reine Unbestimmtheit und Leere. - Es ist nichts in ihm anzuschauen, wenn von Anschauen hier gesprochen werden kann; oder es ist nur dieß reine, leere Anschauen selbst. Es ist eben so wenig etwas in ihm zu denken, oder es ist ebenso nur dieß leere Denken. Das Seyn, das unbestimmte Unmittelbare ist in der That Nichts, und nicht mehr noch weniger als Nichts.

Nichts.
Nichts, das reine Nichts; es ist einfache Gleichheit mit sich selbst, vollkommene Leerheit, Bestimmungs- und Inhaltslosigkeit; Ununterschiedenheit in ihm selbst. - Insofern Anschauen oder Denken hier erwähnt werden kann, so gilt es als ein Unterschied, ob etwas oder nichts angeschaut oder gedacht wird. Nichts Anschauen oder Denken hat also eine Bedeutung; beide werden unterschieden, so ist (existirt) Nichts in unserem Anschauen oder Denken; oder vielmehr ist es das leere Anschauen und Denken selbst; und dasselbe leere Anschauen oder Denken, als das reine Seyn. - Nichts ist somit dieselbe Bestimmung oder vielmehr Bestimmungslosigkeit, und damit überhaupt dasselbe, was das reine Seyn ist.

Einheit des Seyns und Nichts.
Das reine Seyn und das reine Nichts ist also dasselbe.


Klar?

(Aus »Wissenschaft der Logik«. George W. Hegel. Wir meinen: Nichts für Oma.)

23.08.2006

Tempel


© netzwort.de

21.08.2006

Um die Ecke gedacht

Und zwar im Wortsinne. Ein weiterer kleiner Zeitvertreib für die kleinen Pausen zwischendurch*:

Roadblock(s)


*) Wann sonst kleine Pausen sind, wenn nicht zwischendurch? Wen interessiert's. Klugscheißer.

17.08.2006

Wußten Sie eigentlich ...

... daß es Selbstmördertüren gibt? Ganz genau.

Man findet sie am Auto. An manchen Autos, genauer gesagt. Es handelt sich um Türen, deren Scharniere nicht vorne angebracht sind, sondern hinten – so daß die Tür eben nicht nach vorne aufgeht. Sondern nach hinten.

Das kann bei schneller Fahrt schnell lustig werden, nämlich dann, wenn die Tür nicht richtig zu ist. Dann wird sie vom Fahrtwind auch nicht weiter zugedrückt, sondern im Gegenteil ordentlich aufgeweht und abgerissen. Und dann zieht's gewaltig. So gewaltig, daß es nicht angeschnallte Personen auch schon mal mitzieht. Tut weh.

Noch lustiger wird es, wenn man beim Aussteigen nicht aufpaßt und den Lieferwagen übersieht, der gerade von hinten kommt. Anders als bei herkömmlichen Autos wird einem die angefahrene Tür nicht einfach aus der Hand gerissen. Sie wird einfach wieder zugeschlagen. Tut auch weh, vor allem, wenn man gerade mit aussteigen beschäftigt war.

Und mit etwas Pech – oder Glück; je nach Sichtweise – ist es das letztemal, daß einem etwas weh tut.

Verdammte Selbstmördertüren.

15.08.2006

Kaufbefehl

Douglas Adams / Mark Carwardine: »Die letzten ihrer Art. Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde.«

Ende der (19)80er Jahre entstanden, 1990 erschienen; alles in allem also nicht mehr ganz druckfrisch. Aber ganz großartig.

Nicht nur exotische und wundersame Tierarten sind herrlich beschrieben, sondern auch das Auseinandersetzen mit exotischen und wundersamen Menschen in exotischen und wundersamen Teilen dieser Erde.

Ein tragikomisches Buch beinahe. Und ein wunderbares. Lesen!

12.08.2006

Naschwerk bei Nacht


© netzwort.de

10.08.2006

Ohne Worte

Zwei von »10 ways«, Bilder sprechen zu lassen:


»Light«

&

»Information«

08.08.2006

Wechselgeld

[...]
Dann habe ich Hunger. Schon kurz, nachdem ich das bemerke, stehe ich bei »Burger King« an der Schlange und beobachte einige seltsame Gestalten, die mit koffeinhaltigen Getränken in der Hand im Kreis stehen und sich dabei anbrüllen.

Öde. Ich schaue lieber ins Portemonnaie. Auch öde. Zuwenig Silber und Gold, und zuviel dünnes Kupfer für meinen Geschmack. Ich fische einen Teil des Kleinstgeldes heraus, um es durch geschickte Zahltaktik gegen einen 99-Cent-Burger und ein handliches 10-Cent-Stück einzutauschen.

Unterdessen halten drei der brüllenden Gestalten ihre mit Kamera ausgestatteten Mobiltelefone am ausgestreckten Arm in Richtung jener Gestalt, die am lautesten brüllt, und knipsen den Mann ausgiebig. Ich sehe ihn mir an. Nur wenig Gründe, ihn exzessiv abzubilden, denke ich. Aber weil er am lautesten schreit, ist er offenbar der Chef, und es handelt sich um Huldigungsgesten. Nichts hat sich geändert. Wenigstens trägt er keinen gewagten Oberlippenbart.

Ich bin endlich dran. Eine sehr hübsche und sehr asiatische Frau fragt mich sehr lächelnd nach meinem Wunsch. Ich sage, daß ich gern einen Cheeseburger hätte.
Sie sagt: »Mitschicken?«
Hm? »Entschuldigung?«
»Cheeseburger mitschicken?«
Ich werde etwas ratlos. ›Möchten Sie dazu etwas trinken?‹ ist mir phonetisch zu weit weg, deshalb entscheide ich mich für ›Mit Schinken?‹. Eigentlich ist es völlig egal, denn ich möchte weder das eine noch das andere noch überhaupt irgendetwas besonderes.
Ich sage, daß ich nur einen ganz normalen Cheeseburger möchte.

Als sie ihn mir reicht, gebe ich ihr meine handverlesenen Münzen; einen Euro und neun Cent. Es beginnt der mysteriöse Teil der Sache. Sie nimmt das Geld, wirft den Euro in die Kasse und zählt die kleinen Münzen gewissenhaft nach. Dann legt sie ein weiteres Centstück darauf und gibt mir den Haufen zurück.

Jetzt bin ich komplett ratlos. Mit einem Haufen Münzen in der Hand stehe ich neben der Kasse und sehe zu, wie sie sehr hübsch den nächsten Kunden anlächelt.

Und dann gehe ich.
[...]

05.08.2006

Wechselwort

Vermutlich kennen Sie den bekannten Wartezeitvertreib namens »Das Spiel, wo man bei längeren Wörtern in möglichst kurzer Zeit die Anfangsbuchstaben der einzelnen Silben untereinander austauschen muß, bis man alle möglichen Kombinationen durch hat«.

Es funktioniert so, daß man bei längeren Wörtern die Anfangsbuchstaben der einzelnen Silben untereinander austauschen muß, bis man alle möglichen Kombinationen durch hat. Und das so schnell wie möglich. Beispiel »Jungfernstieg«:

Jungfernstieg
Stungjernfieg (›st‹ gehört zusammen)
Fungsternjieg
Jungsternfieg
Stungfernjieg
Fungjernstieg

Kennen Sie gar nicht? Probieren Sie es ruhig einmal aus. Ist ziemlich bescheuert. Praxistip: Beginnen Sie nicht mit »Azimutalprojektion«.

vorherige Seite →← nächste Seite