30.04.2008

Wer kapituliert, verliert

Was mit Musik geht, geht mit bösen Buben schon lange. Genug schwarze Peter für alle:


Führer-Quartett & Dictator-Cards


Gefunden im Hitler-Blog, wo auch folgendes Kleinjuwel das Licht der Wortwelt erblickte: das »Führerhauptquartett«. Wort des Monats.

24.04.2008

Guten Tag


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20.04.2008

Gestrichen voll

Das ist mal gründlich zusammengetragen:

Handschriftliches Manuskript, I Blatt, Zentralbibliothek Zürich. Der mit Kopierstitft durchgestrichene Text befindet sich auf der Rückseite des Prosastücks »Büchners Flucht«.

So zu lesen in den Anmerkungen zu Robert Walsers »Feuer. Unbekannte Prosa und Gedichte«. Da drängt sich natürlich der Gedanke auf: Hmm. Hmmhmm.

Stellen wir uns vor, wir schreiben aus Langeweile oder Überschwang oder in einem emotional oder chemisch zu begründenden Zustand, den routinierte Beobachter als verminderte Zurechnungsfähigkeit beschreiben, einen Text; mit bizarr verschachtelten Sätzen wie diesem, durchsetzt von mit nachhaltiger Gesellschaftspolitik nicht zu vereinbarenden Ansichten oder ganz allgemein einfach nur Scheiße – dann würden wir das nur ungern an die große Glocke hängen wollen. Frage aber: Was tun?

Wegschmeißen geht nicht, denn vorne drauf steht, wie sich jetzt herausstellt, ein Meisterwerk. Dann wenigstens durchstreichen, schon um der inneren Distanz Ausdruck zu verleihen. Und vielleicht bei Gelegenheit verschwinden lassen. Dem Vergessen übergeben. So tun, als wäre nichts gewesen. Was wir mit dem Durchstreichen definitiv nicht hätten sagen wollen: Ja, nehmt hin diese furchtbaren Zeilen, druckt sie ab und veröffentlicht sie; möglichst weitreichend.

Merken wir uns lieber: immer genug Schmierpapier vorrätig haben. Und einen Mülleimer. Oder lieber einen Kamin ...?

»Handschriftliches Manuskript, IV Blätter, Universitätsbibliothek Göttingen. Der dick durchgestrichene und mit der Randnotiz ›Was zum Geier ...?‹ versehene Text befindet sich auf der Rückseite einer zerrissenen und zusammengeknüllten Stromrechnung, die vom Nachlaßverwalter im Papierkorb entdeckt wurde und restauriert werden konnte.«


Robert Walsers Fragmente allerdings sind – aus Lesersicht – übrigens alles andere als Scheiße.

15.04.2008

Der Urkunde ist falscher Artikel

Merkwürdiger Traum. Ich war im Urwald, und es war Herbst, und die Blätter fielen herab, immer mehr buntes Laub, und plötzlich befand ich mich mitten im Urlaub und bin fast aufgewacht vor Scham über dieses gnadenlos ausgenudelte Wortspiel, als plötzlich jemand aus dem Dickicht auftauchte und mich nach der Urzeit fragte, und ich sagte, soweit ich wüßte, sei das hier die Urzeit, und er entgegnete, nein, das hier sei Uruguay. »Sachen gibt's«, wunderte ich mich, »danke«, und er sagte: »Aber keine Ursache.« Während ich noch darüber nachdachte, drückte er mir einen Essayband in die Hand, und als ich den Titel las: »Der Kunde ist König, der Urkunde aber ist falscher Artikel«, da wurde es mir echt zu blöd, und ich wachte endlich auf.

13.04.2008

Was behauptet wird


In Form des Grußwortes »Mahlzeit« hält die Berufswelt einen der brutalsten Aufnahmeriten sozialer Gruppierungen in der Menschheitsgeschichte bereit

 

Ihre Meinung? Und was halten Sie überhaupt grundsätzlich vom Titelthema? Oder haben Sie selbst eine sehr gute These, die dringend entschieden werden muß? Na dann:

Behaupten Sie doch »

(Amüsant. Für die Beantwortung der Frage, warum das Internet aus dem heutigen Leben kaum mehr wegzudenken ist, suchen Sie aber vielleicht andere Beispiele.)


(Gefunden ... ja, wo eigentlich?
Geht um derzeit.)

11.04.2008

Nachtstadt


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07.04.2008

Kosmopolitismus für Einsteiger

Erstens: Andere Länder, andere Sitten. Auch sprachlich. Oft reden die Menschen woanders ja ganz anders. Nützlich ist es also, verschiedene Mundarten zu kennen. Fakt.
Zweitens: Eine Woche hat sieben Tage. Fakt.

Man muß das nur zu kombinieren wissen. Wenn man jeden Tag der Woche einen sehr wichtigen Satz in einer anderen Sprache lernt, kann man ihn am Ende in sieben verschiedenen Sprachen. Das sind zwei mehr als fünf, und sogar drei mehr als vier. Verstehen Sie?*

Alles, was man braucht, ist ein geeigneter Satz, Worte von Relevanz, beispielsweise: »Hallo, ich esse gerne Erdbeeren ... möchtest Du auch welche?« Das wußten Sie nämlich auch nicht, was das auf Chinesisch heißt, nicht wahr?

Aus dem »netzwort.de-Lexikon des nützlichen Alltagswissens, aber wenn man's nicht weiß, ist's auch nicht so schlimm (Arbeitstitel)«:


Was heißt eigentlich ...?
»Hallo, ich esse gerne Erdbeeren ... möchtest
Du auch welche?« auf:

Italienisch: »Ciao, mi piace mangiare le
fragole ... ne vuoi (anche tu)?«
Französisch: »Salut, j'aime bien manger
les fraises. T'en veux?«
Spanisch: »Hola, me gustan mucho
las fresas. ¿Quieres algunas?«
Schwedisch: »Hej, jag tycker om jordgubbar ...
vill du också ha några?«
Russisch: »Priwet, ja ljublju sjemljaniku ...
ti chostsch?« (Lautschrift)
Plattdeutsch: »Moin, ik eete geern Eerdbeer ...
magst Du ok welke?«
Chinesisch: »喂,我喜欢吃草莓。你也要几个吗« (keine
Lautschrift; wird nachgereicht)


(Wir bedanken uns sehr für die Hilfe bei jenen Sprachen, die man hier im Hause nicht ganz so flüssig beherrscht. Korrekturen fehlerhafter Wiedergaben werden gerne angenommen.)


*) Mit anderen Worten: Es handelte sich um eine Art Wochenaufgabe. Einige haben Spaß an sowas. Wir finden: ganz gut gelöst eigentlich.

06.04.2008

Roth sehen

»... they had style, they had grace«
(Madonna, »Vogue«)


Die Rede ist von Greta Garbo, Marilyn Monroe, Marlon Brando, James Dean, Grace Kelly. They had style, they had grace. Seit gestern muß ein Mann in dieser Liste geführt werden, mit dem dort keiner rechnen konnte: Michael A. Roth, Nürnberg.

Michael A. Roth ist ein kurioser Teppichhändler aus Franken und nebenbei Anhänger und Präsident des Fußballvereins 1. FC Nürnberg. Diesem Verein geht es gerade nicht sehr gut, vor dem gestrigen Spieltag war man Tabellenletzter, und nach den ersten drei Minuten des gestrigen Spieltages lag man schon wieder 0:1 hinten. Das spannt an.

Und dann fangen wenig später die eigenen Fans an, mit allerlei Feuerwerk für Aufsehen zu sorgen, was neben Imageschaden und Rechtfertigungsdruck in aller Regel auch finanzielle Strafen nach sich zieht. Das macht Präsidenten übellaunig; angespannte Präsidenten von Tabellenletzten macht es zornig.

Zornig, wütend und entnervt wendet sich Michael A. Roth über die Stadionlautsprecher an jene, die Zorn und Wut ihn ihm entfachen und ihm auf die überreizten Nerven gehen. Und nun kommt der große Augenblick: Er siezt die. Er ist stinkendwütend auf den Pöbel; auf diese Leute, die er verachtet; den Puls vermutlich massiv im anaeroben Bereich blickt er auf die tumbe Masse – und bleibt beim Sie.

»Lassen Sie das sein!«

Das hat Style, das hat Grace. Es war alles in allem ungefähr das Gegenteil einer Ansprache, die auch nur ansatzweise hätte durchdringen können. Es war so lächerlich zwecklos; so rührend fast in seiner Sinnlosigkeit. Es war total fürn Arsch. Aber: Es hatte Style.

03.04.2008

Dinge II

Weitere Dinge, die man ruhig mal gemacht haben sollte:

  • allein ins Kino gehen
  • für ein Wochenende nach Paris / Rom / Barcelona / Prag / Athen fahren und dort die ganze Zeit im Hotel bleiben
  • die Heimat der Vorfahren besuchen
  • etwas Offensichtliches leugnen

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