Scheiß Natter – Nice shutter
Mischdoppel interlingual
stw | 20:23 | wortwahl | versiert | zwitschern
Denen es was bringt
Immer wenn ich Meldungen lese wie »Lufthansa-Mitarbeiter legen Arbeit nieder«, wünschte ich, die Sargträger würden auch mal streiken.
stw | 21:34 | mostly harmless | zwitschern
Bic-Mac-Zwang in Los Angeles?
Ein besonders gelungenes Beispiel für gekonnte Pointierung finden wir heute bei »Spiegel Online«. Sie hatten es leicht, zugegeben. Keine andere Überschrift als ...
... war im Grunde möglich, denn wie der Anreißer ausführt:
Ein Mitglied der Stadtverwaltung fordert [...], einen Teil der Stadt für Fast-Food-Restaurants zu sperren.
Noch unausweichlicher erscheint die Überschrift dann im Artikel, nur wenige Zeilen später:
Jan Perry, ein Mitglied der Stadtverwaltung, will eine [sic]* Gebiet von 82-Quadratkilometern abstecken, in dem ein Jahr lang kein neues Fast-Food Lokal [sic]* wie McDonald's oder Kentucky Fried Chicken eröffnen darf.
(Hervorhebungen von uns geplant und ausgeführt)
Zum Glück ging der Text nicht mehr lang. Niemand weiß, wohin sich das noch entwickelt hätte – da war alles möglich. Außer vielleicht:
*) Wollten wir immer schonmal einfügen. Und dann gleich zwei Klugscheißgelegenheiten. Ein Artikel für die ganze Familie irgendwie.
stw | 18:24 | wortwahl | mostly harmless | gefunden | zwitschern
Baumvariation
Man muß nicht immer gleich mit dem Flugzeug über einer Ödnis abstürzen und bei der Bruchlandung gegen den weit und breit einzigen Baum krachen, um sich über gelungene Zusammentreffen zu freuen.
[...]
Beim Libanesen. Wir warten am Tresen auf die Falafel und blättern währenddessen im aktuellen stern. Genauer gesagt, in einer Portraitserie mit lauter Chinesen. Ein Schweizer Team war monatelang in China unterwegs, um an allen möglichen Orten alle Arten von Menschen aus allen Schichten vor die Kamera zu locken. Sehr sehenswert.
Um das breite Spektrum noch deutlicher zu machen, sind sie im stern gerne als Gegensatzpaar abgedruckt: links ein unvorstellbar reicher Unternehmer, rechts ein unvorstellbar armer Bauer von irgendwo am Ende der chinesischen Welt. Oder eben rechts eine freizügige Dame, die es sich nackt und auf allen Vieren auf einem Bett ungemütlich macht, und links eine streng uniformierte und dreinblickende Militär- oder Polizeifrau, die in dieser Kombination ein wenig wie eine Kollegin ihrer Nachbarin wirkt, nur halt für jene Klientel, die es gestreng bevorzugt. Drüber stehen die Namen, auch in chinesischer Originalschreibweise, dazu eine kurze Beschreibung, wer denn die Leute seien. Auch bei den Damen.
Wie viele Seiten hat eigentlich ein durchschnittkiches stern-Heft? Doch wohl einige, auch die Portraitgalerie allein war schon recht umfangreich. Aber natürlich beugen wir uns gerade genau über diese Frauenseite, als die Speisen fertig sind. Der Falafelmann steht hinter uns, sieht auf das Heft, dann auf uns und sagt irgendwie vorsichtig: »Bitte.«
Ich weiß nicht, ob die Vokabel »Nuttenkatalog« im Libanesischen existiert; in libanesischen Blicken gibt es etwas, das in diese Richtung geht.
Bäume stehen überall.
[...]
stw | 22:38 | mostly harmless | alsteralltag | zwitschern
Arche Underground
stw | 22:55 | mostly harmless | gefunden | zwitschern
Die Vögel
stw | 17:11 | alsteralltag | zwitschern
Weniger Bürokratie wagen?
von Stefan Wedler
Gestern schlug mein Mitbewohner vor: »Weniger Bürokratie wagen!« – als einen guten Wahlkampfslogan. Leider fiel uns auch nach intensiver Überlegung nicht ein, welche Partei diesen Slogan – glaubwürdigerweise – verwenden könnte.
Indes kam ich auf den Gedanken, daß die Forderung »Weniger Bürokratie wagen« im Grunde auch absurd ist: Denn wenn es nun schon einmal diese ganze Bürokratie hat, dann ist es das beste, sie wenigstens platzsparend auf einem Haufen zu lagern. Haufen aber sind unflexibel, wenn sie mal woanders hin sollen.
Die Lösung ist simpel: Haufen mit Rädern unten dran. Sogenannte Bürokratiewagen, in die man eine Unzahl Ordner einhängen und dann damit umherfahren kann.
Die Forderung nach »weniger Bürokratiewagen« kann ich deshalb nicht mittragen, weil ich in meinem Büro nur einen einzigen Bürokratiewagen besitze; und wenn ich weniger hätte, stünde hier gar keiner mehr. Was nicht weiter schlimm wäre, denn ich persönlich verabscheue Bürokratie und habe noch nie eins von den im Bürokratiewagen abgelagerten Dokumenten gebraucht.
Indes dient der hintere und durch Akten verdeckte Teil des Bürokratiewagens mir als Geheimlager für diverse Mangelwaren – und dafür müßte ich erstemal ein neues Versteck suchen, falls ich weniger Bürokratiewagen haben sollte.
Viele dieser politischen Forderungen sind nicht bis zum Ende durchdacht. Das gilt auch für das Verlangen »Mehr Demokratie wagen!« – Ich würde im Leben nicht mit einem Demokratiewagen fahren wollen – wo sich jedes Rad extra profilieren will und der Bremsdruck zunächst an einen Vermittlungsausschuss überwiesen wird, und am Ende gibt es dann einen faulen Kompromiß mit etwas Bremsen und etwas Gasgeben oder so. Nee, also dat wär mir nix.
Gast | 10:41 | wortwahl | mostly harmless | zwitschern
Die Tafelrunde
Mit manchen Dingen muß man einfach rechnen. Wenn man den Ball einfach vor dem Tor liegenläßt, muß man damit rechnen, daß ihn jemand reinschießt. Wenn man den Kreuz-Buben nicht hat, muß man damit rechnen, daß der Durchmarsch beim Ramschen auch mißlingen könnte. Wenn man jemandem ständig vor der Nase und den Augen rumfliegt und sich zwischendurch auf den Mozzarella setzt, muß man damit rechnen, kurzerhand erschlagen zu werden.
Alles hängt mit allem zusammen, und wenn nicht, so doch manches mit manchem. Ursache und Wirkung.
*
Man sitzt bei einem gemütlichen Essen, als plötzlich eine der Anwesenden die Runde mit folgender brisanter These konfrontiert: Schokolade sei falschrum eingepackt. Getafelte jedenfalls. Liege immer falschrum drinne, schlecht, schlecht, schlecht. Begründung: Beim Aufriß sehe man zuallerst den glatten und nichtssagenden Rücken der Tafel; um in den Genuß der angedeuteten Stückchen mit dem schönen Schriftzug zu kommen, müsse erst gewendet werden.
Hat man sowas je gehört? Klare Worte müssen fallen, hier und jetzt. Keine falschen Rücksichten. Zeit für schmerzhafte Fakten. Daher: Das muß so. Begründung: Leute!, die Öffnungsgelegenheiten sind nun einmal an der Unter- oder Rückseite, und wenn man irgendwas an der Unter- oder Rückseite öffnet, dann muß man einfach damit rechnen, auch die Unter- oder Rückseite des Inhalts vorzufinden. Das ist wie bei dem Ball irgendwie. Und dem Buben.
Wenn Euch das nicht gefällt, dann macht doch oben auf. Dann gibt's Oberseite und Augenschmaus. Wenn oben nicht so gut aufzumachen geht, dann macht eben wieder unten auf. Aber wenn Ihr unten aufmacht, dann beschwert Euch nicht über Unterseiten. Das gehört zu den Dingen im Leben, mit denen man einfach rechnen muß.
So.
stw | 21:38 | mostly harmless | alsteralltag | zwitschern
Ernste, ernstest, ernstet
Ich ›spiele‹ Schach im wahrsten Sinne des Wortes, während die anderen, die wirklichen Schachspieler, Schach ›ernsten‹, um ein verwegenes neues Wort in die deutsche Sprache einzuführen.
(Stefan Zweig, »Schachnovelle«)
Ja, und da ist es nun. All die Jahre schon, und all die Jahre ohne jede Durchsetzungskraft. Jedenfalls dann, wenn das Internet nur einigermaßen repräsentativ ist fürs richtige Leben. Die Suche nach ernstest oder ernstet, also nach eindeutigen Verwendungen als Verb, bringt inmitten zahlloser Namen, Vertipper und Dialektschreibweisen (»n ernstet Wörtchen«) ein paar ganz wenige Verwendungen in unserem Sinne (immerhin: eine davon, die deutlich macht, daß es schon vor dem Ich-Erzähler der »Schachnovelle« verwegene Worterfinder gab). Vieles ist ernst, doch kaum einer ernstet.
Ein Wort ohne Ausstrahlung, scheint's, dabei bringt es das Gemeinte eigentlich sehr schön auf den Punkt; vor allem in Gegensätzen wie dem eingangs zitierten. Vielleicht liegt es daran, daß niemand gerne von sich sagt, er ernste. (So wie man auch keinen trifft, der von sich sagt, keinen Humor zu besitzen.) Umso besser müßte es natürlich als Vorwurf taugen, doch da steht womöglich die etwas umständliche Aussprache einer weiteren Verbreitung im Weg. Du ernstest immer so klingt nicht nur einem echten Vorwurf unangemessen unernst; auch kommt man unter Umständen leicht aus dem Tritt. So ein bißchen wie Harald bei seiner Rede über Retter und Gerettetete (»Otto – der Film«).
Da nützt wohl auch die beste Novellenreferenz nichts.
stw | 16:07 | wortwahl | gefunden | zwitschern
Zuck-Ruck
Kann es eigentlich etwas Nervigeres geben als einen Busfahrer, der die ungefähr nutzloseste und blödeste Angewohnheit blöder Autofahrer annimmt, nämlich an einer roten Ampel nicht einfach zu warten, bis es weitergeht, sondern alle drei Sekunden ein paar Zentimeter vorzurücken und dann abrupt zum Stehen zu kommen? Und wieder? Und wieder und wieder und wieder?
Antwort: Kann es bestimmt. Aber nicht, wenn man hintendrin sitzt und was lesen will.
stw | 21:36 | mostly harmless | alsteralltag | zwitschern