11.09.2009

Sieben ohne: Das Ende

[ursprünglich: 14. April 2009]

von Ute Janssen


»Oh doch, natürlich ist das wichtig«, erkläre ich meinem Freund, während ich zielstrebig auf den nächsten internetfähigen Rechner zusteuere. Wir sind in Stockholm und verbringen dort ein romantisches Oster-Wochenende. Eines habe ich bei unserer Reisevorbereitung jedoch vergessen: Herauszufinden, wann genau eigentlich die Fastenzeit endet.

Seit Aschermittwoch verzichte ich auf alles Süße: auf Schokolade, auf Kuchen, aber auch auf jegliche Form des Zuckers, zumindest dort, wo er süß macht: Ich esse seit sieben Wochen keine Erdbeermarmelade mehr zum Frühstück, keinen Blaubeerjoghurt nach dem Essen und trinke keine Bionade mehr im Kino. Salatdressing wird seit Aschermittwoch bei mir mit Honig zubereitet. Und so schwierig mir es manchmal fällt, das Süße aus meinem Leben zu verbannen, jetzt weiß ich doch tatsächlich nicht, wann eigentlich offiziell Schluss ist – mit der Fastenzeit.

Hatte ich nicht mal etwas von Ostersamstag 12:00 Uhr gehört? Ich bin nicht besonders bibelfest. Aber daß es am Ostersamstag aus christlicher Sicht noch relativ wenig zu feiern gibt, das weiß sogar ich. Ein kurzer Blick ins Internet bestätigt meine Zweifel. Die Fastenzeit endet in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag. Also mitten in der Nacht aufstehen und eine Tafel Nuß-Schokolade verputzen? Nein, danke. Ein bißchen zivilisierter darf es schon sein. Das bin ich schon meinen Lesern schuldig. Mein Fastenbrecher soll ein schönes Stück Kuchen am Ostersonntag sein. Oder ein Eis. Oder was mir sonst so Zuckersüßes und Unwiderstehliches über den Weg läuft.

Und dann war er da – der Ostersonntag. Die ersten süßen Versuchungen hält das Frühstücksbuffet bereit. Marmelade? Zu unspektakulär. Osterkuchen? Sieht irgendwie trocken aus. An einem belebten Stockholmer Platz kauft mein Liebster sich ein Daim-Eis. Das sei schließlich typisch schwedisch und gehöre daher zur kulinarischen Begegnung. Aha. Aber ein Eis? In Schweden? Und dann auch noch ein Kiosk-Eis? Keine Kugeln? Kein italienischer Eisverkäufer? Nein, das scheint mit nicht das zu sein, worauf ich seit sieben Wochen warte. Die richtige Versuchung wird schon noch kommen, dachte ich mir. Und sie kam!

Ein Stück Himbeer-Mandel-Kuchen serviert mit einem heißen Lavazza Latte Macchiato am Stockholmer Hafen. Das war mein so offizielles wie würdiges Ende der Fastenzeit. Es hat gut geschmeckt. Allerdings auch nicht so wahnsinnig, wahnsinnig gut, wie ich mir es so manchesmal in den sieben Ohne-Wochen vorgestellt hatte.

Und soll ich ihnen etwas verraten? Es war bisher meine einzige zuckersüße Nascherei. Ich habe mich an mein natursüßes Dasein gewöhnt und so manches lieb gewonnen: Den Fruchtaufstrich statt Marmelade, den Natur-Joghurt mit frischem Obst. Ich denke ich werde einiges davon beibehalten. Aber: Wenn das Wetter auch morgen noch so zauberhaft frühlingshaft ist, dann verrate ich Ihnen auch, wo Sie mich morgen Abend treffen können: Dort, wo mich ein großer, hagerer Italiener mit den ersten Sonnenstrahlen sicherlich schon vermißt hat. An meiner Lieblingseisdiele – im Grindelhof!

– Ende –


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